Interview mit Lokalmatadorin Heidrun Finke

»Ich hoffe, dass eine Medaille möglich ist, wenn es gut läuft.«

Von Resi Rathmann am 06.05.2012

Heidrun Finke, ein bekannter Name unter den deutschen, aber auch internationalen Orientierungsläuferinnen steht auf der Startliste in der Kategorie Damen 55. Sie startet für den OLV Uslar und ist schon einige Male im Harz gelaufen. Dennoch ist Heidrun gespannt wie die Wettkampfgelände aussehen werden. Wir haben sie vorab nach ihren Erwartungen, Zielen und Erinnerungen an den Harz befragt:

heidrun-finkeWie bist du zum Orientierungslauf gekommen und seit wann betreibst du diese Sportart aktiv?

Mein Vater hat den OL-Virus in unsere Familie geschleppt. Ich habe mit 10 Jahren angefangen, also 1967. Damals sind wir auch im Oberharz gelaufen, aber mit groben schwarz-weiß Karten 1:25.000 und manchmal versteckten Posten. Die Wettkämpfe waren seltener, die Teilnehmerzahlen geringer.

Was macht für dich einen guten Orientierungslauf aus?

Eine gute, abwechslungsreiche Bahn auf brauchbarer Karte. Anspruchsvolles Gelände ist natürlich schön, aber das hat nicht jeder Veranstalter zur Verfügung. Bei größeren Läufen finde ich noch gut ausgwählte Park- und Zielplätze wichtig. Bei allen Veranstaltungen sollten Angebote für Anfänger und Kinder dabei sein

Wie motivierst du dich nach einem nicht so guten Lauf für den nächsten Wettkampf?

Damit habe ich eigentlich keine Probleme. Im Gegenteil, nach einem schlechten Lauf habe ich den Ehrgeiz, mir selbst zu zeigen, dass ich es besser kann. Da bin ich eigentlich immer besonders motiviert.

Hast du bestimmte Ziele, die du bei der WMOC erreichen willst?

Ich kann schlecht einschätzen, wo ich stehe, da ich bislang eigentlich immer in jüngeren Altersklassen gestartet bin. Ich hoffe, dass eine Medaille möglich ist, wenn es gut läuft.

Was erhoffst Du Dir von der Senioren-WM im Heimatland?

Ich drücke die Daumen, dass das Organisationsteam die immense Herausforderung WMOC gut meistert und keine nennenswerten Pannen auftreten.
Für den Orientierungslauf in Deutschland wünsche ich, dass der Sport in der Harzregion noch bekannter wird und bei den betroffenen Städten und Gemeinden einen positiven Eindruck hinterlässt.
Und dann hoffe ich natürlich, dass die OL-Gäste aus aller Welt eine schöne, erlebnisreiche Woche haben werden.
?
Bei den Deutschen Meisterschaften 2011 hier in Bad Harzburg hast du die Goldmedaille in der Kategorie Damen 45 gewonnen. Wie gut bist du da mit dem Harzer Gelände zurechtgekommen?

Ich habe in einem Steingebiet einen dicken Fehler gemacht. So etwas darf mir bei der WMOC nicht passieren. Ansonsten mag ich lieber welliges Gelände als lange, steile Hänge. Dennoch ging es bei der DM recht gut mit dem Laufen.

1999 hast du bei der WMOC in Dänemark (Aarhus) das A-Finale in der Altersklasse Damen 40 gewonnen. Welche Erinnerungen hast du an diesen Sieg?

Da ist mir eines meiner besten Rennen überhaupt gelungen. Ich bin sehr konzentriert gelaufen und hatte einen guten Fluss. Es war auch ein Gelände, das mir liegt.

Kann es dieses Jahr vielleicht eine Wiederholung in der Damen 55 davon geben?

1999 war ich im Erziehungsjahr und konnte dank der Unterstützung durch meinen Mann ziemlich viel und zielgerichtet trainieren. Das bekomme ich jetzt nicht mehr so hin. Außerdem hat der Ehrgeiz etwas nachgelassen.

Welche Disziplin bevorzugst du mehr: den Sprint oder die Langdistanz?

Ich mag die Langdistanz lieber, obwohl der Sprint auch sehr interessant sein kann. Aber beim Sprint ist das Kartenlesen im Sinne von „erkennen“ wegen der Alterssichtigkeit schwerer. Man muss schnell kleine Durchgänge etc. sehen können, um richtige Routen zu wählen. Auf der Langdistanz ist die Karte leichter zu lesen, auch wenn es die Fein-O-Komponente gibt.

Bereitest du dich speziell auf die Wettkämpfe der WMOC vor?

Ich versuche, gut zu trainieren, aber der Alltag macht mir immer mal einen Strich durch die Rechnung. So hohe Priorität hat der OL halt nicht mehr.

Was schätzt du, sind die größten Konkurrentinnen in deiner Altersklasse?

Ich habe einige mir bekannte Namen auf der Startliste gefunden. Es gibt aber sicher auch sehr gute Läuferinnen, die ich noch nicht so kenne. Ich warte einfach mal die Qualiläufe ab.

Du hast mehrfach als Athletin und Trainerin an Weltmeisterschaften teilgenommen. Was ist das Besondere an solchen internationalen OL-Events?

Es ist immer toll, wenn Leute aus vielen Ländern zusammenkommen, um etwas zu tun, was sie alle gemeinsam begeistert. Dann ist natürlich die internationale Konkurrenz eine Herausforderung und macht die Wettkämpfe besonders spannend.
Schließlich trifft man „alte Bekannte“ aus aller Welt.

Gibt es etwas, auf das du besonders gespannt bist bei der WMOC in Bad Harzburg?

Ich bin schon einige Wettkämpfe im Harz gelaufen und habe dabei durchaus unterschiedliche Geländetypen erlebt.
Ich bin gespannt, wie die Wettkampfgebiete aussehen werden. Außerdem freue ich mich auf den Sprint in Goslar und hoffe, dass ich nach dem Rennen Zeit finde, mir die alte Stadt mal in Ruhe anzusehen.

Vielen Dank für das Interview!

Das Interview führte Resi Rathmann